Dankesrede zur Verleihung des Mortier Awards am 17.08.2021, Salzburg

Liebe Frau Stadler,
lieber Herr Hinterhäuser,
hochverehrte Jury und liebe Gäste,
lieber Laudator,

ich kannte weder Sie, lieber Klaus Händl, noch kannte ich Frau Schwab, und es ist doch schön, dass ein solcher Preis Menschen verbindet und Lust macht, mit ihnen in Zukunft zu kooperieren.

Dieser Preis ist für mich eine hohe Ehrung. Das liegt an Gerard Mortier, dessen Namen er trägt, der Name eines großen Patrioten des Musiktheaters. Es heißt: „Die Seele badet in Musik“. Seit etwas mehr als 400 Jahren gibt es die Republik des Musiktheaters. Ich habe das Gefühl, dass ich mit diesem Preis in dieser Republik als Ehrenbürger aufgenommen bin.

Theodor W. Adorno bemerkt, dass „im Gegensatz zu einem antiken Theater, das unter offenem Himmel stattfindet, die Opernhäuser über dem Zuschauerraum eine geschlossene Decke aufweisen“. Und er weist darauf hin, dass auf dieser gewölbten Decke nur gemalte Götter zu sehen sind. Kein Weg führt direkt in den Himmel. Mit Ausnahmen. Für Gerard Mortier sind Mozart und Monteverdi die festen Anker der Operngeschichte. Bei Mozart sehen wir die Königin der Nacht und im Bühnenbild von Schinkel steht sie in einem Sternenhimmel. Auch Monteverdi ist der Himmel nicht fremd. Aber bei seinem Schüler, Francesco Cavalli, handelt dessen Oper Calisto von der Verwandlung der Nymphe Calisto in das Sternbild des Großen Bären. Eine der dichtesten Geschichten aus Ovids Metamorphosen.

Statt einer langen Rede, möchte ich meinen Dank und meine Hommage an Mortier dadurch ausdrücken, dass ich einen kurzen Film zeige. Es geht um das offene Himmelszelt.

DER TON DES PLANETEN URANUS UND DER GESANG DER GORILLAS

Element Eins dieses Films: Katharina Grosse hat mir dafür eine Installation angefertigt, ein sogenanntes atopic cinema, ein Gebilde aus Styropor mit mehreren Öffnungen, die alle nicht viereckig sind wie eine Kinoleinwand, sondern bizarr.

Das zweite Element in diesem Film sind die Schwingungen des gewaltigen Planeten Uranus, wenn er auf seinem Lauf um die Sonne die Raumzeit durchbricht. Das hat eine Sonde der NASA exakt gemessen. Sie wissen, dass schon Johannes Kepler in seinen harmonices mundi eine Planetenmusik notiert hat. Die Töne der großen Planeten sind bei Kepler so tief, dass Menschenohren sie nicht hören können. Allenfalls die Füße von Elefanten erfassen so tiefe Töne. Wir aber heute können die wirklichen Töne eines Planeten hören. Werden die Schwingungen in irdische Töne transformiert, klingen sie wie ein permanent sich veränderndes Geräusch, ein Ton, von dem John Cage entzückt gewesen wäre. Das ist kosmische Musik.

[…]

Ich möchte diesen kurzen Film den Salzburger Festspielen und dem großen Mortier widmen. Dieser Preis ist seiner Struktur nach eine Aufforderung zu Innovation und zu Kooperation auf dem Gebiet des Musiktheaters.

Ich danke Ihnen für Ihre Geduld.