"Magazin des Glücks"

Von whl/leh | Quelle Salzburg (APA) | | Presse

Alexander Kluge bei den Salzburger Festspielen 1 Utl.: Großer Schwerpunkt rund um den deutschen Autor und Filmemacher ab 28. Juli - Weitere zehn junge Dichter und Dichterinnen zu Gast

Salzburg (APA) - Wer im Programmbuch der diesjährigen Salzburger Festspiele nach dem "Dichter zu Gast" nachschlägt, wird nicht fündig. Das heißt aber nicht, dass auf diese bewährte, 1998 von Ivan Nagel eingeführte Schiene verzichtet wird. "Heuer gibt es nicht einen, sondern gleich elf 'Dichter zu Gast'", sagt der Schauspielchef der Salzburger Festspiele, Martin Kusej, und gönnt sich ein zufriedenes Lächeln. Im Mittelpunkt einer dichten Veranstaltungsreihe namens "Magazin des Glücks" (ab 28. Juli) steht der deutsche Autor und Filmemacher Alexander Kluge, Büchner-Preisträger des Jahres 2003. Für einen zweiten Schwerpunkt wurden gleich zehn Dichterinnen und Dichter der jüngeren Generation eingeladen.

"Magazin des Glücks" nannte Ödön von Horváth den Entwurf für eine Revue zu Musik von Friedrich Hollaender, die er im Auftrag von Max Reinhardt konzipierte und deren Premiere für Silvester 1932 in Berlin geplant war. In einer Mischung aus Themen-Park und Disney-Land hätte die Suche nach dem Glück in die unterschiedlichsten Weltgegenden führen sollen. Nach der deutschen Autorin Dea Loher, die sich den Titel für eine eigene Szenenfolge geliehen hat, haben nun auch Kusej und sein Dramaturg Sebastian Huber Anleihen bei dem äußerst modern anmutenden Sujet genommen. In ihrem "Salon zur Erforschung der Grundlagen des Komischen" werden prominente Gäste erwartet, nicht jedoch die ursprünglich angekündigten Stars Michel Houellebecq und Roberto Benigni.

"Im Zentrum des Schauspielprogramms steht die Komödie", erläutert Kusej, "daher haben wir nach Komödienexperten gesucht." In Alexander Kluge, der in seinem Buch "Die Lücke, die der Teufel läßt", einem 950-seitigen Sammelband von 500 Geschichten rund um die großen Themen des 20. Jahrhunderts, sowohl die Katastrophe, als auch ihre glückliche, befreiende Auflösung thematisiert hat, glaubt man, eine derartige Fachkraft gefunden zu haben. Von ihm, dem großen Enzyklopädisten der Gegenwart, der mit seiner "Chronik der Gefühle" ein Mammutwerk vorgelegt hat und mit seiner TV-Arbeit ständig beweist, dass Fernsehen nicht notwendigerweise ein Verdummungsmedium ist, verspricht man sich, dass er "intelligent und trotzdem optimistisch" (Huber) das Komödienthema in viele Richtungen vertieft. Gespräche, Film- und Videovorführungen sollen im Verlauf einer ganzen Woche eine unterhaltsame Arbeitsatmosphäre "zwischen gehobenem Entertainment, abseitigem Spezialistentum und der beiden Seiten innewohnenden Komödiantik" herstellen.

Schauplätze sind "Das Kino" und das im Festspielbezirk gelegene Uni-Institut "ICT&S", beides intime Räume, in denen um wenig Geld barrierefreie Auseinandersetzung auf hohem Niveau stattfinden soll. Dabei wird Kluge, der im kommenden Februar seinen 75. Geburtstag feiert und im Herbst bei Suhrkamp mit "Tür an Tür mit einem anderen Leben" eine neue Sammlung von 350 Geschichten herausbringt, etwa am 29. Juli mit Nikolaus Harnoncourt über "glückliche und unglückliche Ausgänge bei Mozart" sprechen, anderntags mit dem Radiomacher Fritz Ostermayer Moritaten, Trauermärsche, Schlager und andere "Konzentrate der Emotion" diskutieren, oder am 31. Juli auf den Satanologen Josef Dvorak treffen. Schließlich ist das bzw. der Böse immer und überall und auch in Nestroys Posse "Höllenangst", die Kusej heuer inszeniert, höchst präsent.

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