"Vater" des Neuen Deutschen Films

Von Kerstin Starke | Quelle Frankenpost | | Presse

Der Filmpreis der Stadt Hof geht 2006 an Alexander Kluge. Laudator und Vorjahrespreisträger Christoph Schlingensief: „Keiner, der vorgezeichnete Wege betritt“

Mit dem Filmpreis der Stadt Hof bei den 40. Internationalen Hofer Filmtagen ist gestern Abend Alexander Kluge ausgezeichnet worden. Die Laudatio auf den „geistigen Vater des neuen deutschen Films“ hielt Vorjahrespreisträger Christoph Schlingensief. Den Preis überreichte der Hofer Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner.

HOF – „Ich bin sehr stolz, diesen Preis zu bekommen“, sagte ein sichtlich gerührter Alexander Kluge. Der Filmemacher, Drehbuchautor, Fernsehproduzent und Schriftsteller, der 1932 in Halberstadt geboren wurde, gilt als Autorität auf dem Gebiet der Filmtheorie. „Die Hofer Filmtage“, fuhr er fort, „bedeuten für uns Filmemacher so etwas wie einen sicheren Punkt in der Filmlandschaft. Vom Herzen her lieben wir dieses Festival mehr als Venedig oder Cannes.“ Als er erfahren habe, dass er den Preis bekommen soll, sei er sehr überrascht gewesen. Denn zufällig habe er kurz zuvor einen Band Erzählungen mit dem Titel „Geschichten vom Kino“ fertiggestellt. Eine dieser Geschichten handle davon, was ein Filmemacher überhaupt sei. Kluge: „Für mich ist das Heinz Badewitz – vor allem, weil er ein Festival führt und somit genauso Filme macht wie ein Regisseur.“

Mit seiner 1966 gedrehten Produktion „Abschied von gestern“ habe Kluge, so heißt es in der Laudatio der Stadt Hof, die Zeitenwende im deutschen Film eingeleitet. Der studierte Jurist kam bereits 1958 als Assistent von Fritz Lang zum Film. Zunächst drehte er Kurz- und Dokumentarfilme. Seit Mitte der 60er Jahre produziert er auch Spielfilme. Bei den Hofer Filmtagen war Kluge in der 80er Jahren vertreten mit „Krieg und Frieden“ (1982), „Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit“ (1985) und „Vermischte Nachrichten“ (1986). Seit der Gründung seiner Firma dctp 1987 ist Alexander Kluge unter anderem für die unabhängigen TV-Kulturmagazine „10 vor 11“, „News & Stories“ und „dctp Reportage“ im privaten Fernsehen verantwortlich; monatlich läuft seine „Stunde der Filmemacher“.

„Ich verehre ihn sehr“, hatte zuvor Film- und Theaterregisseur Christoph Schlingensief bekannt. „Wie er zwischen Bildern und Gedanken denkt, das ist toll“, schwärmte der Laudator. „Er ist keiner, der vorgezeichnete Wege betritt.“ Mit seinen Kulturmagazinen sei er der „Chirurg einer deutschen Geschichte, die noch nicht erzählt ist“. Schlingensief: „Er ist seiner Zeit voraus, weil er die Vergangenheit hinterfragt. Was andere als Historie deklarieren, stellt Kluge zur Diskussion.“ Für ihn, Schlingensief, sei Kluge ein „ganz großer Ziehvater“.

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